12. Januar 2024
Keine Ahnung! Indes, mit der Vorschau aufs Kinojahr ist es so eine Sache, da darf man bei über 400 Starts nicht so viel Luft ranlassen. Da wir natürlich schon von einigen neuen Filmen für 2024 wissen, wollen wir einige wenige davon an dieser Stelle nicht verschweigen. Was wir allerdings vermeiden zu mutmaßen, ist der genaue Startmonat oder sogar -tag. Die Branche schiebt nur all zu gern, erst recht vor, während und nach dem ersten großen internationalen Festival, der Berlinale im Februar.
In den Startlöchern befinden sich die aktuellen und zum Teil schon schwer diskutierten beziehungsweise gefeierten Werke von Agnieszka Holland (GREEN BORDER), Adrian Goiginger (RICKERL - MUSIK IS HÖCHSTENS A HOBBY) und Josef Hader (ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN) – ich darf schon hier für alle drei verkünden, dass sie sich lohnen. Woody Allen, der längst dort dreht, wo man ihm das Geld dafür gibt – sparen Sie also bitte schon mal an, dann kommt er auch in Ihren Garten –, will mit seinem ersten komplett auf Französisch gedrehten Film namens COUP DE CHANCE an alte Wahrnehmungen anknüpfen, während Roman Polanski mit THE PALACE noch das letzte Krümelchen Kredit verspielt, diesmal künstlerisch.
Dafür ist auch jener Regisseur zurück, der im deutschen Kino weiter tapfer die Fahne der fast kindlichen Verspieltheit wehen lässt: Veit Helmer geht diesmal wortlos nach Georgien (GONDOLA). Etwas länger muss man sicherlich auf die neuen Streifen von Andreas Dresen (IN LIEBE, EURE HILDE) und Tom Tykwer (DAS LICHT) warten. Ersterer mit Liv Lisa Fries ist fertig, der zweite mit Nicolette Krebitz und Lars Eidinger zumindest abgedreht. Schon im Berlinale-Wettbewerb startet das neue, diesmal internationale Werk von SYSTEMSPRENGER-Regisseurin Nora Fingscheidt (THE OUTRUN).
Italienisch wird es mit der Nachkriegsgeschichte MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG von Paola Cortellesi, der 2023 als erfolgreichster Film selbst BARBIE und OPPENHEIMER in den Schatten des Stiefels stellte. Dokumentarisch und in der Region bleibt Regisseurin Grit Lemke. Nach GUNDERMANN REVIER kommt BEI UNS HEISST SIE HANKA, es geht um sorbisches Leben in der Lausitz. Alle nach Mads Mikkelsen schmachtenden Cineasten tanken in diesem Jahr mit KING’S LAND nach, während jene in Sachen Juliette Binoche dies schon bald mit GELIEBTE KÖCHIN tun können. Hoffentlich dürfen die Jünger der Coen-Brothers nach dem Heim- auch wieder im echten Kino andocken, zumindest Ethan hat mit DRIVE-AWAY-DOLLS Neues im Köcher.
Kinder und Enkel dürfen beruhigt werden, der Herbst gehört ihnen und der SCHULE DER MAGISCHEN TIERE, dritter Teil. Selbst Regisseur Robert Thalheim hat sich an eine Fortsetzung gewagt, obwohl ihm mit Michael Gwisdek ein KUNDSCHAFTER DES FRIEDENS inzwischen verstorben ist. Kafka ist ebenso wieder da, diesmal in Gestalt von Sabin Tambrea und – ungewöhnlich beim Namen Kafka – im Zusammenhang mit DER HERRLICHKEIT DES LEBENS. Schließlich geht der Blick ins immer wieder starke asiatische Kino, hin zu Ryusuke Hamaguchis EVIL DOES NOT EXIST, seinem DRIVE-MY-CAR-Nachfolger, Hirokazu Kore-edas DIE UNSCHULD, der sich nach SHOPLIFTERS und BROKER meldet und Großes verspricht, sowie Bong Joon-hos Science-Fiction-Drama MICKEY 17 – und das nach PARASITE.
Wir versprechen, mit kritischem wie wohlwollenden Blick zu beäugen, was auf die Leinwände will. Und, so völlig in eigener Sache, irgendwann bald im Jahr gibt es die 100. CORNER. Im Kino. Wo sonst?