In einem Haus am Ufer eines idyllischen Sees, umgeben von dichten Wäldern, arbeiten drei Erzieher im Schichtdienst in einer Wohngruppe. Die Kinder nennen sie Herr Wagner, Frau Wagner und Herr Gerecke. Kochen, waschen, einkaufen und die Kinder mit dem Kleintransporter zur Schule und Freizeitaktivitäten zu bringen, gehört ebenso zu ihrem Alltag, wie zuhören, trösten, auf dem Sofa kuscheln, Filmabende und Gute-Nacht-Geschichten vorlesen. Die Betreuern wollen keine Ersatzeltern sein, und dennoch zeigen, wie sich ein familiäres Miteinander anfühlen kann.
Alle fünf Kinder, die hier leben, vereint vor allem eines: der Wunsch eines Tages nach Hause zurückzukehren.
IM PRINZIP FAMILIE gewährt über ein Jahr lang einen intimen Einblick in den Alltag der Kinder- und Jugendhilfe und richtet den Fokus auf die Menschen im Hintergrund, die Tag für Tag daran arbeiten, den Kindern das zu geben, was sie am meisten brauchen: Geborgenheit und jemanden, der auf ihrer Seite steht.
Dafür setzen sich die Erzieher unermüdlich ein: sie sprechen mit Vormund, Eltern und Jugendamt, dokumentieren, organisieren, setzen gemeinsam Ziele und treffen Verabredungen – und sind nicht selten darüber enttäuscht, dass diese nicht eingehalten werden. Das erinnert an einen Kampf gegen Windmühlen, an den Grenzen eines überforderten Systems.
Familie ist die kleinste Einheit der Gesellschaft. Aber was, wenn diese Einheit nicht intakt ist? Wen kümmert‘s?
Derzeit wachsen über 200.000 junge Menschen in Deutschland außerhalb der eigenen Familie in Wohngruppen und Pflegefamilien auf. Die stationäre Kinder- und Jugendhilfe ist eine ganz andere Form des Familienbetriebs, ein komplexer Apparat, in dem an die Seite der Eltern ein Netz aus Sozialarbeitern, Jugendämtern, Erziehern und Psychologen tritt, die gemeinsam daran arbeiten, familiäre Defizite zu verwalten und bestmöglich zu kompensieren. Was dabei oft in Vergessenheit gerät ist, dass die Kinder selbst die größte Leistung erbringen: fernab von zuhause aufzuwachsen.