Körners Corner - schreiben über Film


8. Februar 2024

Achtung, wir fluten!

Der Preis des längsten Filmtitels im Jahr 2024 ist AND THE KING SAID, WHAT A FANTASTIC MACHINE wohl gewiss, aber auch unabhängig davon wird sich die rasant-berauschende Klöppelarbeit von Axel Danielson und Maximilien Van Aertryck einzuprägen wissen. Einerseits, weil sie so herrlich launig und unterhaltsam und einfach virtuos montiert ist, andererseits, weil sie uns gnadenlos auf die Füße tritt und in die Rippen stößt. Das hat etwas von einem zeitgenössischen KOYAANISQATSI.
Frage: Wo wollen wir eigentlich noch hin mit unserer Gier nach Bildern? Was vor gefühlten Ewigkeiten so beschaulich und zufallsgetrieben mit der Camera obscura begann, führte zu heute weltweit benutzten 45 Milliarden Kameras aller Art. Die Geschichte eines Wahnsinns fädelt diese Dok-Oper akribisch auf und vergisst dabei mutmaßlich nichts, was wichtig wäre. Nicht Propaganda, Green Screen, Manipulation und Hobby. Nicht Politik, Entertainment, Analyse, Selfie, Zufall und Inszenierung. Gleich gar nicht Täuschung, Dummheit, Exzess, Soziologie und Unfall - privat und öffentlich. Beim Husch durch die Jahrzehnte macht uns dieses filmische Experiment, wenn es in den 2000ern angelangt ist, zu „Mittätern“. Wir sind ja längst dabei und knipsen täglich willig mit.
Mit AND THE KING SAID, WHAT A FANTASTIC MACHINE wird man noch einmal neu stilvoll überwältigt. Besonders lustig ist der Abspann. Hunderte Namen tauchen dort auf, denn es geht vor allem auch um die Rechte. Ruben Östlund übrigens hat den Film ausführend mitproduziert und abgesegnet. Wohlwollend. Kein Wunder.

Maximilien Van Aertryck, einer der Regisseure, kommt am Sonntag, 25. Februar, 17.30 Uhr zum Publikumsgespräch ins PK Ost. Ich darf das Ganze moderieren und bin schon in froher Erwartung.

Post für Andreas Körner