24. Französische Filmtage Dresden

Die Zeit, die wir teilen

A propos de Joan

Frankreich, Deutschland, Irland 2021 101 min

Regie: Laurent Larivière

Darsteller: Isabelle Huppert, Lars Eidinger, Swann Arlaud, Freya Mavor

FSK: 12

Die Pariser Verlegerin Joan Verra trifft nach Jahrzehnten ihre erste große Liebe wieder. Aufgewühlt verlässt sie Paris und zieht sich in ihr Landhaus zurück. Dort beginnt sie, ihr Leben Revue passieren zu lassen. Joans Erinnerungen verdichten sich mehr und mehr zu einer emotionalen Reise, bei der Wunsch und Wirklichkeit verschwimmen. Doch sie ist nicht allein: Es begleiten sie der exzentrische Schriftsteller Tim Ardenne, der als einzige Konstante fest an ihrer Seite zu stehen scheint, und ihr Sohn Nathan.

Joan fährt im Auto durch die Regennacht, blickt in die Kamera und beginnt ihre Geschichte zu erzählen. Von Irland, dem Land ihrer ersten Liebe, nach Frankreich, wo sie den aus der Verbindung hervorgegangenen Sohn allein großzieht, spannt Joans traumähnliche Autobiografie ein Netz aus fragmentarischen Berichten und Erinnerungen an Abschied und Wiederkehr, an Schmerz, den sie anderen zufügte, und Schmerz, dem sie zu entgehen suchte. Endlich erzählt Joan, die sonst anderer Leute Geschichten verarbeitet, die eigene Geschichte, die nach der Auftaktromanze, wie die Protagonistin, an Reife gewinnt und sich von den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit löst zu einem komplexen Ineinander der Wahrnehmungs- und Zeitebenen mit nostalgischen, komischen und surrealen Tonlagen.

Isabel Huppert rechtfertigt einmal mehr den Goldenen Ehrenbären, der ihr in diesem Jahr auf der Berlinale verliehen wurde: Mit rätselvollem Mienenspiel und strengen Posen zeichnet sie ein Frauenporträt, das sich einprägt, gespiegelt in den Blicken der beiden Männer ihres Lebens: des schwer fassbaren Sohnes (Swann Arlaud) und des neurotischen Verehrers, Lebensgefährten und Schriftstellers Tim Ardenne (Lars Eidinger).

Start: 01.09.2022